Marco KohlerRoad to Wengen
Marco Kohler
Marco Kohler: Ein Kämpfer aus dem Berner Oberland
Marco Kohler ist kein gewöhnlicher Skifahrer – er ist ein Athlet, der sich immer wieder zurückkämpft. Der Schweizer Speed-Spezialist stammt aus dem Berner Oberland, einer Region, in der der Skisport tief verwurzelt ist. Aufgewachsen inmitten imposanter Berglandschaften, entdeckte er früh seine Leidenschaft für das Skifahren. Schon als Kind jagte er mit unbändigem Ehrgeiz die Hänge hinunter, inspiriert von den grossen Abfahrtslegenden. Seine Karriere begann klassisch im Skiclub, doch schnell wurde klar: Marco hat das Talent und die mentale Stärke, um es ganz nach oben zu schaffen.
Ob auf den schnellsten Abfahrten der Welt oder im harten Kampf zurück nach einer Verletzung – Marco steht für Entschlossenheit, Durchhaltevermögen und den unerschütterlichen Glauben an sich selbst. Seine Geschichte ist mehr als die eines Skirennfahrers. Es ist die Geschichte eines Athleten, der sich von Rückschlägen nicht aufhalten lässt, sondern daraus stärker zurückkehrt.
Januar 2020
«Totalschaden» im linken Knie
Vorfahrer zu sein ist eine Ehre – aber auch eine Herausforderung. Nur erfahrene Athlet*innen, die das Tempo und die technischen Anforderungen einer Weltcup-Strecke beherrschen, bekommen die Chance, vor den besten Skifahrer*innen der Welt auf die Piste zu gehen. 2020 durfte Marco Kohler als Vorfahrer die legendäre Lauberhorn-Abfahrt bestreiten – eine der anspruchsvollsten Strecken im Weltcup. Doch im berüchtigten Ziel-S kam es zum dato schlimmsten Moment seiner Karriere: Ein schwerer Sturz mit dramatischen Folgen. Die Diagnose war verheerend – ein kompletter Kreuzbandriss, ein Riss der Patellasehne, ein gerissenes Innenband und ein ausgerissener Aussenmeniskus. Eine Verletzung, die nicht nur das Ende der Saison 2019/2020 bedeutete, sondern ihn auch die gesamte folgende Saison kostete.
Für Marco war dieser Unfall ein tiefer Einschnitt. Die Lauberhorn-Abfahrt, eine der prestigeträchtigsten und forderndsten Strecken im Weltcup, wurde zum Wendepunkt in seiner Karriere. Statt an Rennstarts zu denken, musste er sich über Monate hinweg einer schmerzhaften Reha stellen – mit ungewisser Zukunft. Doch Aufgeben war nie eine Option. Stattdessen begann er den langen Weg zurück auf die Piste, mit dem klaren Ziel vor Augen: stärker zurückzukommen, als je zuvor.
Januar 2024
Kreuzbandriss und Meniskus-Schaden im rechten Knie
Der zweite Sturz am Lauberhorn
Es gibt Orte, die für immer mit bestimmten Momenten im Leben verknüpft bleiben. Für Marco Kohler ist die Lauberhorn-Abfahrt genau so ein Ort. 2020 stürzte er als Vorfahrer im Ziel-S schwer, eine Verletzung, die ihm eine ganze Saison kostete. Drei Jahre später – in der Saison 2023/24 – schlägt das Schicksal erneut zu.
Wieder ist es die legendäre Lauberhorn-Strecke, wieder eine Szene, die sich in den Köpfen einbrennt. Doch dieses Mal passiert es mitten im Rennen. Ein Moment, eine Unachtsamkeit, eine unberechenbare Bewegung – und plötzlich reisst es ihn aus der Linie. Mit hoher Geschwindigkeit verliert Marco die Kontrolle und stürzt schwer. Ein Einschlag, der die Luft zum Stillstand bringt. Sekunden werden zu einer Ewigkeit.
Die Diagnose? Erneut eine schwere Verletzung. Erneut Monate voller Ungewissheit, voller Reha, voller Kampfgeist.
Doch eines ist klar: Wer einmal zurückkommt, kann es auch ein zweites Mal schaffen.
DIAGNOSE
OP oder nicht?
- Kreuzbandriss: In den meisten Fällen wird das vordere Kreuzband rekonstruiert, vor allem bei sportlich aktiven Menschen. Dafür wird meist eine Sehne (z. B. Patellasehne oder Hamstring-Sehne) als neues Kreuzband eingesetzt.
- Innen- und Aussenmeniskusriss: Je nach Art des Risses wird entweder eine Meniskusnaht (erhaltend) oder eine Teilresektion (Entfernung des beschädigten Teils) durchgeführt. Bei jüngeren, aktiven Patient:innen versucht man oft, den Meniskus zu erhalten, um langfristige Knieprobleme wie Arthrose zu vermeiden.
Für einen normal-sportlichen Menschen bedeutet eine solche Verletzung mindestens 6–12 Monate Reha, bevor intensive sportliche Belastungen wieder möglich sind. Für Profis wie Marco, die auf ein schnelles Comeback angewiesen sind, ist die Reha oft intensiver, mit täglichem Training, um den Wiedereinstieg zu beschleunigen. Aber selbst dann bleibt das Risiko von erneuten Verletzungen hoch.




"Einfach nur geil"
erster Skitag
6 Monate nach Kreuzband-Op
Erster Skitag in Saas Fee
Nur ein halbes Jahr nach seiner schweren Knieverletzung stand Marco Kohler wieder auf den Skis – ein Moment, der mehr als nur ein Meilenstein in seiner Reha war. In Saas-Fee, umgeben von Gletschern und endlosen Schneeflächen, machte er seine ersten Schwünge und spürte, was ihn all die Monate durch harte Physiotherapie getragen hatte: die unbändige Leidenschaft für den Skisport.
Die Rückkehr auf den Schnee war weit entfernt von einem normalen Trainingstag – jeder Schwung war ein Test für das Knie, für das Vertrauen in den eigenen Körper.
Eine unsichtbare
Herausforderung
Skifahren erfordert nicht nur Kraft, Technik und Mut, sondern auch eine enorme körperliche Belastbarkeit. Für Marco Kohler kam neben den Verletzungen eine weitere Herausforderung hinzu: die Diagnose Morbus Bechterew in 2020. Diese chronisch-entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule führt zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und im schlimmsten Fall zur Versteifung der Gelenke.
Für einen Athleten, der in einem Sport auf höchstem Niveau performt, in dem Beweglichkeit und körperliche Widerstandsfähigkeit essenziell sind, ist das eine zusätzliche Belastung – oft unsichtbar, aber immer präsent. Wie kämpft man sich in einem Sport zurück, der den Körper ans Limit bringt, wenn der eigene Körper zusätzlich nicht immer für einen arbeiten?
"Meine grösste Stärke ist, dass ich mich nicht abbringen lass, dass ich gewollt bin, auch die grossen Steine aus dem Weg zu räumen."
Zehn Monate nach dem Kreuzbandriss stand Marco bereits wieder am Start vom Weltcup und erzielte bis zum Lauberhornrennen zwei Top 15 Resultate
"Wenn du hart an dir arbeitest, wirst du das Glück auf deine Seite ziehen!"
12 Monate später
Rückkehr auf die Rennstrecke
Genau 12 Monate nach seinem zweiten schweren Sturz am Lauberhorn stand Marco Kohler wieder am Start des Rennens – ein Moment, der mehr als nur ein Comeback markierte. Es war der Beweis, dass Rückschläge ihn nicht bremsen, sondern auch stärken. Nach unzähligen Stunden Reha, mentaler Arbeit und unerschütterlichem Durchhaltevermögen kämpfte er sich zurück dorthin, wo er hingehört: auf die Rennstrecke. Ein neuer Abschnitt, ein neues Kapitel – mit derselben Entschlossenheit, die ihn von Anfang an auszeichnet.



Bereits ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss bestreitet Marco Kohler das Lauberhornrennen erneut und bezwingt die Abfahrt zum ersten Mal in seiner Rennenkarriere


